Diagnose Bore Out: wenn Unterforderung und Langeweile im Job krankmachen
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Veröffentlicht: 28.04.2016
Aktualisiert: 28.04.2016

Diagnose Bore Out: wenn Unterforderung und Langeweile im Job krankmachen

Tagein, Tagaus erledigst du dieselben Aufgaben und weißt partout nicht, mit welchen Tätigkeiten du deinen Acht-Stunden-Tag noch füllen sollst? In deiner Not suchst du dir Maßnahmen der Arbeitsbeschaffung und gibst dich vor deinen Arbeitskollegen als tüchtiger Mitarbeiter? Diese Art des Beschäftigwirkens wird im Fachjargon auch Bore Out genannt und beschreibt in erster Linie die Unterforderung im Job.

Unterschied zwischen Burnout und Bore Out

Das Gefühl der Abgespanntheit und Erschöpfung ist insbesondere all denen einen Begriff, die mit ihrer beruflichen Verpflichtung eins sind und bis zum Hals in Arbeit stecken. Werden diese zu Stress führenden Erscheinungen noch durch stark anhaltenden psychischen und physischen Druck verstärkt, ist es dem Arbeitnehmer häufig nicht möglich, positive Momente des Lebens zu genießen. In einer solchen Situation fühlen sich betroffene Arbeitnehmer häufig hilflos und sich selbst ausgeliefert, wodurch sie ein depressives, sehr schnell gereiztes wie auch frustriertes Verhalten an den Tag legen.

Unterforderung im Job

Im Gegensatz zur übermäßigen Arbeitslast beschreibt das Phänomen Bore Out den gegenteiligen Fall, wenn sich der Arbeitnehmer an seinem Arbeitsplatz unterfordert fühlt. Diese tägliche Unterforderung erfährt der Arbeitnehmer durch langanhaltende Langeweile und einer routinierten Arbeitsweise, die meist das fehlende Aufgehen in der eigenen Tätigkeit begründet. Auch wenn man es nicht annehmen würde, werden mit der Unterforderung ähnliche Symptome hervorgerufen, wie beim Burnout. Die Symptome des Bore Out werden anhand folgender Elemente festgemacht:

  • Unterforderung des Arbeitnehmers
  • Desinteresse an der Tätigkeit
  • Langeweile (Ratlosigkeit- und Lustlosigkeit)

Beschäftigt wirken um etwaigen Verdächtigungen aus dem Weg zu gehen

Damit von Bore Out betroffene Arbeitnehmer in ihrem Nichtstun nicht auffallen , versuchen sie mit allen Mitteln beschäftigt bzw. arbeitswütig zu wirken. Wie das Thema Bore Out im Arbeitsalltag aussieht reflektiert folgendes Beispiel :

Anstatt sich mit der Buchung von Wareneingängen zu beschäftigen, surft der Arbeitnehmer bequem im Internet und bucht den nächsten Urlaub mit seiner Familie. Dabei setzt er alles Menschenmögliche in Bewegung, um vor seinen Kollegen als fleißiger Genosse in Erscheinung zu treten. Eben diese Mühen beschäftigt zu wirken, erfordern ein Höchstmaß an Geschick und setzen den betreffenden Arbeitnehmer unter Stress. Neben dem Stress arbeitswütig zu wirken, leben die Arbeitnehmer stets in Angst, ihre fehlende Arbeitsleistung ans Licht kommt.

In manchen Unternehmen steht Boreout an der Tagesordnung

Warum der Arbeitsalltag in manchen Unternehmen von Langeweile geprägt ist, hat unterschiedliche Gründe. In den meisten Fällen gibt es in einigen Bereichen zu wenig Arbeit für die Anzahl der beschäftigten Mitarbeiter. Andererseits kann Langeweile auch entstehen, wenn einige Tätigkeiten durch den Einsatz von Maschinen automatisiert werden. Weiterhin tritt Langeweile und Unterforderung, wenn das jeweilige Unternehmen eine derzeit schlechte Auftragslage erlebt und die Mitarbeiter weiterhin beschäftigt bleiben. Genauso kann das Thema Langeweile aufkommen, wenn die Arbeitstelle und Qualifikationen des Mitarbeiters in keinem Verhältnis stehen.

Wie erkennt man Bore Out?

Ob man bereits Opfer des Bore Out Syndroms geworden, lässt sich ganz einfach mit der Bejahung folgender Fragen feststellen:

  • Ich fühle mich gestresst, obwohl ich keinen Stress habe
  • Ich frage mich, welchen Sinn meine Tätigkeit hat
  • Ich habe das Gefühl, ich sitze nur 40 Stunden pro Woche ab
  • Ich nutze einen Großteil meiner Arbeitszeit, um mit Kollegen zu quatschen
  • Ich erledige private Dinge während der Arbeitszeit
  • Ich fühle mich unterfordert
  • Ich fühle mich gelangweilt
  • Ich tue gelegentlich so, als würde ich arbeiten
  • Ich bin mit meiner Arbeit unglücklich
  • Ich vermisse den tieferen Sinn meiner Arbeit
  • Ich verschicke während der Arbeit private E-Mails an Kollegen
  • Ich mache öfters Überstunden, obwohl ich nichts mehr zu tun habe

Maßnahmen zur Bewältigung von Bore Out

Häufig können betroffene Arbeitnehmer selbst etwas an der eintönigen Arbeitssituation ändern. Damit diese Änderungen eintreten bzw. veranlasst wrden können, ist es wichtig, dass man das Syndrom Bore Out als solches erstmal selbst erkennt und die Notwendigkeit des Handelns sieht. Im Anschluss daran können eigene Maßnahmen zu ihrer Bewältigung in Angriff genommen werden:

Wechsel der Arbeitstelle

Wird der Arbeitsalltag durch Langeweile geprägt, kann es hilfreich sein die Arbeitsstelle zu wechseln und sich Positionen mit einem vielfältigen Aufgabengebiet zu stellen. Je nach Unternehmensgröße kann der Arbeitsplatzwechsel auch intern im angestellten Unternehmen erfolgen.

Teilnahme an Weiterbildungen

Eventuell kann die Teilnahme an Weiterbildungen und Umschulungen unterstützend sein. In der Regel verhelfen diese zur Übernahme eines breitergefächerten Verantwortungsbereichs oder zur Anstellung in einem anderen Tätigkeitsfeld.

Gespräch mit dem Arbeitgeber

Unter Umständen hilft es auch, wenn man sich seinem Arbeitgeber öffnet und ihm die jetzige Arbeitssituation erklärt. Hierbei ist es durchaus sinnvoll zu erwähnen, dass man sich über neue und vielfältige Aufgabengebiete freut.

Im schlimmsten Fall hilft nur eine Kündigung

Sofern der betroffene Arbeitnehmer bereits unter den Erscheinungen der Erschöpfungsdepression leidet, sollten sie umgehend ihren Hausarzt darüber in Kenntnis setzen. Dieser überweist ihn gewöhnlich zu einem Facharzt für psychosomatische Medizin. Ein derartiger Zwischenfall kann möglicherweise mit ein bis zwei Therapiesitzungen geheilt werden. Im umgekehrten Fall können auch die heilenden Worte des Therapeuten nichts mehr bewirken, sodass nur noch die Kündigung, als letzter Befreiungsschlag aus der Misere, eine erlösende Wirkung zeigt.

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Fazit

Tritt eine gewisse Routine bzw. Unterforderung im Arbeitsablauf ein, sollten Betroffene keinesfalls wegsehen und diese Situation als Lappalie abtun. Vielmehr sollten sie das Gespräch mit dem Arbeitgeber aufsuchen und ihm die arbeitstechnische Unterforderung erklären. Auf die Weise können beide sich auf eine Lösung durch eventuellen Positionswechsel einigen und der Arbeitnehmer muss keine Arbeitswütigkeit vortäuschen, die sich im schlimmsten Fall auf sein Gemüt auswirkt.