Kinderbetreuung im Vergleich
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Veröffentlicht: 20.06.2018
Aktualisiert: 12.08.2019

Möglichkeiten der Kinderbetreuung im Vergleich

Bereits vor der Geburt des Kindes beginnen viele werdende Eltern sich gedanklich mit der Zeit nach der Elternzeit und dem Thema Kinderbetreuung zu befassen. Welche ist die passende Betreuungsform? Welche Kosten entstehen und welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Formen der Kinderbetreuung im Vergleich?

Zahlreiche Kinderbetreuungsarten

Kinderbetreuung im VergleichEs gibt eine Reihe unterschiedlicher Formen der Kinderbetreuung. Neben öffentlichen und privaten Einrichtungen in denen mehrere Kinder betreut werden, besteht auch die Möglichkeit für sein Kind eine Einzelbetreuung zu organisieren.
Alle Formen haben neben finanziellen Aspekten gewisse Vorzüge, aber auch Nachteile. Bei der Wahl einer Kinderbetreuung spielen neben persönlichen Präferenzen, auch der benötigte Betreuungsumfang, der Wohnort und die Frage nach speziellen Anforderungen des Kindes eine Rolle. Nicht zuletzt ist es trotz Rechtsanspruch nicht immer einfach überhaupt einen Platz zu bekommen.

Träger von Kindertageseinrichtungen

Kindertageseinrichtungen werden von einem Träger betrieben. Dieser ist verantwortlich für die Betriebsführung der jeweiligen Einrichtungen und Arbeitgeber der ErzieherInnen. Es gibt öffentliche und freie Träger.
Öffentliche Träger sind beispielsweise Gemeinden und Städte.
Zu den freien Trägern zählen die kirchlichen Träger, wie die Caritas oder die Diakonie, aber auch große Wohlfahrtsverbände betreiben Kindertageseinrichtungen (Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz, pro familia). Darüber hinaus gibt es gewerblich-private Anbieter.

Möglichkeiten der Kinderbetreuung im Vergleich

Art der Kinderbetreuung Anzahl der Einrichtungen
Tageseinrichtungen gesamt 55.293
davon
– mit integrativer Betreuung 19.657
– für behinderte Kinder 251
– für Kinder von Betriebsangehörigen 726
– von Elterninitiativen (Kinderläden) 4.351
Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: 1.3.2017

Die Klassiker: Kinderkrippe und Kindergarten

Die Kinderkrippe ist für Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und drei Jahren. Anschließend erfolgt der Wechsel in den Kindergarten, wo die Kinder bis zum Schulbeginn betreut werden. Die Betreuungszeit ist je nach Bundesland von früh am Morgen bis zum späten Nachmittag möglich. Gerade in den neuen Bundesländern gibt es auch Einrichtungen, in denen die Kinder bis 18 Uhr betreut werden. Je nach Träger und Einrichtung gibt es verschiedene pädagogische Konzepte nach denen in der Kinderkrippe bzw. im Kindergarten gearbeitet wird.

Vorteile: Häufig ist in Kindergärten der mögliche Betreuungsumfang am größten und in der Regel sind auch keine Schließzeiten vorgesehen. Das bedeutet viel Flexibilität für die Eltern.

Nachteile: Der Betreuungsschlüssel ist im Vergleich zu anderen Formen der Kinderbetreuung meist relativ schlecht.

Kostenfaktor: Es gibt keine bundesweit einheitliche Regelung, daher fallen je nach Wohnort und einkommen unterschiedlich hohe Kosten für einen Kita-Platz an. Die Kosten variieren zwischen 0 und mehreren hundert Euro pro Monat. In der Regel kommen dann noch rund 20 bis 60 Euro monatlich für die Verpflegung hinzu.

Betriebskindergarten und betriebliche Unterstützungsformen

Die betriebliche Kinderbetreuung meint neben dem klassischen Betriebskindergarten auch die Möglichkeit der Buchung von Belegplätzen in anderen Kinderbetreuungseinrichtungen. Der Anteil der Betriebskindergärten an den verschiedenen Kinderbetreuungsformen ist sehr klein und liegt im unteren einstelligen Prozentbereich.

Viele Unternehmen schrecken aus Kostengründen vor der Einrichtung eines eigenen Betriebskindergartens zurück. Da die Vereinbarkeit von Familie und Beruf jedoch ein zunehmend wichtiges Thema ist und auch ein Mittel um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden, unterstützen viele Unternehmen andere Varianten der betrieblichen Kinderbetreuung. Die Art der betrieblichen Unterstützung ist dabei vielfältig. Einige Unternehmen haben eine bestimmte Anzahl von Belegplätzen in bereits bestehenden ortsansässigen Kinderbetreuungseinrichtungen. Andere beteiligen sich an den Kosten und finanzieren beispielsweise zusätzliches Personal oder unterstützen den Mitarbeiter direkt bei der Finanzierung der Kinderbetreuung.

Vorteile: Eine betriebliche Kinderbetreuung orientiert sich an den Arbeitszeiten der Mitarbeiter und ermöglicht teilweise auch kurzfristig längere Betreuungszeiten in Anspruch zu nehmen.

Nachteile: Steht ein Arbeitgeberwechsel an, ist eventuelle auch der Kitaplatz weg. Die angepassten Öffnungszeiten können dazu führen, dass der Arbeitgeber verlangt, diese entsprechend auszunutzen.

Kostenfaktor: Ähnlich wie bei der klassischen Kindertageseinrichtung sind die Kosten für einen Betreuungsplatz in der Regel abhängig vom zeitlichen Betreuungsumfang und dem Einkommen der Eltern.

Der Alternative: Der Kinderladen

Kinderläden sind vor allem in größeren Städten verbreitet. Häufig handelt es sich um sogenannte Eltern-Intiativ-Kinderläden. Das bedeutet, die Eltern übernehmen bestimmte Aufgaben bzw. sogenannte Elterndienste. Art und Umfang der Aufgaben sind von Einrichtung zu Einrichtung unterschiedlich. In einem Kinderladen werden durchschnittlich 15 bis 20 Kinder betreut.

Vorteile: Kleine, meist altersgemischte Gruppen. Aufgrund eines günstigen Betreuungsschlüssels ist eine intensive pädagogische Betreuung möglich.

Nachteile: Die Betreuungszeiten sind meist kürzer als bei staatlichen Kindergärten. Außerdem gibt es meist eine mehrwöchige Schließzeit im Sommer des Jahres. Arbeitseinsätze der Eltern sind ein Zeitfaktor.

Kostenfaktor:Die Kosten entsprechen denen der staatlichen Betreuungseinrichtung. Zum Teil erheben Kinderläden einen individuellen Zusatzbeitrag, mit dem beispielsweise Bio-Essen und oder der höhere Betreuungsschlüssel finanziert werden.

Die kleine Variante: Tagesmutter/Tagesvater

Tagesmütter bzw. -väter betreuen in der Regel nur bis zu fünf Kinder, die meist unter drei Jahre alt sind. Bei Tagesmüttern/-vätern handelt es sich meist um Quereinsteiger, denn eine pädagogische Ausbildung ist keine Bedingung. Allerdings müssen je nach Bundesland bestimmte Auflagen erfüllt werden, um die Erlaubnis zur gewerblichen Kinderbetreuung zu erhalten.

Vorteile: Die Gruppen sind klein, sodass eine intensive Betreuung gewährleistet werden kann, ohne dass das Kind auf Spielkameraden verzichtet muss.

Nachteile: Da die Betreuung meist von einer einzelnen Person übernommen wird, sind unvorhergesehene Schließzeiten sehr wahrscheinlich. Krankheitstage können nicht durch andere Erzieher ausgeglichen werden. Außerdem ist meist ein Wechsel der Betreuungseinrichtung zum dritten Lebensjahr des Kindes nötig.

Kostenfaktor: Je nach Bundesland entsprechen die Kosten, denen einer staatlichen Kita.

Konzepte, Satzungen und Leitbilder

Die meisten Kinderbetreuungseinrichtungen haben eine eigene Internetseite auf der sich Eltern über die Einrichtung informieren können. Gerade Leitbild und Konzept geben wichtige Hinweise darauf, ob die Vorstellungen zur Kinderbetreuung zusammenpassen. Im Konzept beschreiben die Leiter der Einrichtung Träger, wie wichtige Dinge und Themen im Kita-Alltag gehandhabt werden. Neben den klassischen Konzepten, die sich beispielsweise an den Bildungsprogrammen des jeweiligen Bundeslandes orientieren, gibt es zahlreiche weitere Konzepte, an denen Einrichtungen ihre Arbeitsweise ausrichten. Solche Konzepte spiegeln sich beispielsweise in Montessori-, Waldorf- oder freie Kindergärten wider.

Varianten der Einzelbetreuung

 Kinderbetreuung im Vergleich

Neben staatlichen Kindertagesstätten, Kinderläden und Tagesmüttern gibt es mehrere Möglichkeiten der Einzelbetreuung. Diese kann in Frage kommen, wenn das Kind noch zu klein für größere Betreuungseinrichtungen ist. Oder die Eltern sich explizit eine Einzelbetreuung wünschen, die vielleicht sogar über einen langen Zeitraum erfolgen soll. Bei der Einzelbetreuung, die normalerweise in der Wohnung bzw. im Haus der Kindeseltern stattfindet, spielen Sympathie und Vertrauen eine wichtige Rolle, da Kind und Betreuungsperson zum großen Teil allein sind.

Au-Pair

Ein Au-pair ist eine zeitlich begrenzte Möglichkeit eine Einzelbetreuung zu organisieren. Au-pairs sind junge Menschen, die ins Ausland gehen und für den Zeitraum ihres Aufenthaltes bei einer Gastfamilie wohnen. Die Gastfamilie bietet dem Au-pairs Unterkunft, Verpflegung und ein Taschengeld. Das Au-pairs passt im Gegenzug auf das Kind auf. Im besten Fall entwickelt sich eine familiäre Beziehung zwischen dem Au-pair und der Gastfamilie.

Vorteile: Die Betreuungszeit kann relativ flexibel geregelt werden, da das Au-pair mit im Haushalt lebt. Auch entwickelt sich das Au-pair im besten Fall zu einer echten Bezugsperson für das Kind.

Nachteile: Das Au-pair lebt mit im Haushalt, das birgt ein erhöhtes Konfliktpotenzial. Auch Sprachbarriere und die zusätzliche finanzielle Belastung sollten nicht unterschätzt werden.

Kostenfaktor: ca. 500 Euro pro Monat, Die Familie sollte dem Au-pair rund 200 bis 300 Euro Taschengeld zahlen. Außerdem trägt die Familie die Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Dazu kommen noch die krankenversicherung und die Unfallversicherung für das Au-pair.

Kinderfrau

Eine Kinderfrau oder auch Nanny betreut die Kinder im Gegensatz zur Tagesmutter in der Wohnung bzw. im Haus der Kindeseltern. Neben der Betreuung des Kinder werden häufig auch leichte Haushaltstätigkeiten übernommen, die mit der Betreuung des Kindes zusammenhängen. Dazu zählen beispielsweise Essen kochen, Geschirrspüler ein- und ausräumen, Kinderzimmer aufräumen und Fahrdienste für die Kinder.

Vorteile: Die Kinder haben eine klare Bezugsperson, die sie im Alltag und über einen langen Zeitraum begleitet.

Nachteile: Die Kinderfrau ist mit die teuerste Variante der Kinderbetreuung.

Kostenfaktor: Je nach zeitlichem Umfang muss eine volle Arbeitsstelle finanziert werden. Empfohlene Stundensätze liegen bei rund 20 bis 30 Euro. Je nachdem wie viele Stunden die Kinderfrau für die Familie tätig ist, werden auch Sozialleistungen fällig.

Leihgroßeltern

Leihgroßeltern können eine Alternative sein, wenn die “echten” Großeltern nicht im näheren Umkreis wohnen oder selbst noch berufstätig sind. Das Arrangement mit den Leihgroßeltern kann für beide Seiten erfüllend sein. Allerdings gibt es einige gesetzliche Beschränkungen zu beachten.
Liegt die Betreuungszeit über 15 Stunden pro Woche benötigt die Leihoma/der Leihopa eine Pflegeerlaubnis. Gleiches gilt, wenn die Betreuung nicht nur im Haushalt der Eltern des Kindes stattfindet und wenn ein Zeitraum von drei Monaten überschritten wird.
Die Pflegeerlaubnis wird nach der Teilnahme an einem Vorbereitungslehrgang vom Jugendamt erteilt.

Vorteile: Kostengünstig und im besten Fall gehen alle Beteiligten eine langfristige Bindung ein.

Nachteile: Die erzieherischen Vorstellungen von Eltern und Leihgroßeltern können weit auseinander gehen. Aufgrund des Ehrenamtes trennen sich die Wege bei kleineren Reibereien vielleicht schnell. Es handelt sich in der Regel nicht um fachlich geschulte Menschen.

Kostenfaktor: keine bzw. kaum Kosten. Bei dem Konzept handelt es sich um einer ehrenamtliche Tätigkeit.

Sonderform: Babysitter

Babysitter unterscheiden sich im Vergleich zu den anderen Arten der Kinderbetreuung dahingehend, dass der klassische Babysitter die Kinderbetreuung vor allem in den Abendstunden und am Wochenende übernimmt. In der Regel geht es hierbei nicht um eine pädagogische Betreuung. Der Babysitter “betreut” vornehmlich schlafende Kinder.

Vorteile: Babysitter eröffnen den Eltern Möglichkeiten der kinderfreien Freizeitgestaltung.

Nachteil: Babysitter sind meist ungeschult.

Kosten: 10 bis 15 Euro pro Stunde

Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung

Seit dem 1. August 2013 besteht für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Dieses Recht besteht unabhängig davon, ob die Eltern erwerbstätig sind oder nicht und ist im Sozialgesetzbuch verankert.

Aktuelle Zahlen zur Anzahl der Kinderbetreuungsplätze

Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft vom 18. Mai 2017 fehlen bundesweit rund 300.000 Kitaplätze (Quelle).
Die Situation ist nicht in allen Bundesländern gleich angespannt. Gerade in den alten Bundesländern fehlen viele Betreuungsplätze für unter dreijährige Kinder. In Bremen und Nordrhein-Westfalen haben 16,2 aller Kinder unter drei Jahren keinen Betreuungsplatz bekommen, obwohl sich die Eltern einen wünschten. In Bremen war sogar jedes fünfte Kind betroffen. Das Problem besteht jedoch deutschlandweit und gerade in größeren Städten ist die Situation angespannt.

Es formiert sich Widerstand

In Leipzig und Berlin haben sich Elterninitiativen gegründet, die Öffentlichkeit schaffen und sich gegen die angespannte Lage zur Wehr setzen. Häufig sind nicht die Plätze an sich das Problem, sondern der Personalmangel.
eine weitere Möglichkeit die mit Inkrafttreten des Rechtsanspruches genutzt werden kann, ist die Klage.
Erst im März 2018 hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg über zwei Anträge auf Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen entschieden und das Land Berlin verpflichtet den Antragstellern “jeweils einen Betreuungsplatz in angemessener Entfernung zu ihrer Wohnung nachzuweisen” (Quelle).

Fazit Kinderbetreuung

Wenn man die aktuelle Lage betrachtet, stellt sich häufig gar nicht die Frage welche Art der Kinderbetreuung man sich für sein Kind wünscht. Angesichts des derzeitigen Mangels an Betreuungsplätzen sind viele Eltern froh überhaupt einen Platz zu bekommen. Wer jedoch die Möglichkeit hat aus verschiedenen Angeboten auswählen zu können, für den lohnt es sich, sich zu allen Arten ein Bild zu verschaffen.
Alle Möglichkeiten der Kinderbetreuung haben ihre Vor- und Nachteile. Schlussendlich entscheiden das vorhandene Angebot und die finanziellen Mittel darüber, ob beispielsweise überhaupt eine Einzelbetreuung in Frage kommt.